So entstand das „Restaurant Hallwyl“

Die Erbauung des Hotels und Speiserestaurant Hallwyl geht auf den Sommer des Jahres 1862 zurück. Die Familie Rudolf Engel hatte mit dem Grafen von Hallwyl entschieden, an der Durchfahrtsstrasse zum Schloss einen Bauernhof aufzubauen. In gütlichem Einvernehmen wurde beschlossen, dass die Engels auf eigene Rechnung eine Haltestelle für Postkutschen und Fuhrwerke einrichteten.

Während im Hof die Pferde getränkt und mit Hafer versorgt wurden, wärmten und stärkten sich die Reisenden drinnen. So wurde dem Bauernhof schon bald eine Gaststube angegliedert. Und die einheimischen Bauern, Handwerker und Knechte trafen sich bei Engels auf einen Most oder ein Bier.

1925 wurde die Kutsche durch das erste Postauto abgelöst. Viele Reisegäste blieben aus. Die Engels steckten den Kopf nicht in den Sand, sondern verbesserten ihre Angebote als Dorfbeiz.

Weil die meisten Leute zu Hause noch keinen Fernseher besassen, richteten sie im Winter 1944/45 sogar ein Kino ein. Vermutlich hätten sie damit noch ein Jahr zugewartet, wenn sie gewusst hätten, dass ausgerechnet das Jahr 1945 mit knapp 100 Sonnentagen als Jahrhundertsommer in die Schweizer Geschichte eingehen würde. Bis 2003 sollte es hierzulande nie mehr so heiss sein wie damals. Ein heisser Sommer ist bekanntlich kein Kinosommer. Die Engels ahnten all das nicht und fingen an. Für Seengen und Umgebung bedeutete der neue Kinobetrieb eine Sensation.

Und die Engels waren nach den Bauarbeiten stolz auf den Gast- und Freizeitbetrieb. So luden sie zur Eröffnung des «Restaurant Hallwyl» ein. Neben dem Kino und der Gaststube gehörte neu auch ein Säli dazu, damit sich die Leute dort zu Besprechungen und besonderen Anlässen treffen konnten.

Ob es Kino-Klassiker wie «Doktor Schiwago», der «Spion aus der Kälte» oder James Bonds «Feuerball» noch auf Seengens Leinwand geschafft haben, wissen wir nicht. Historisch gesichert ist, dass der Kinobetrieb im Hallwyl 1965 eingestellt wurde. Die Leute hatten sich Fernseher gekauft und wurden mobil. Vor den Häusern waren erste Autos, Mofas und Roller zu sehen. Dorfkinos waren weniger gefragt.

So setzten die Engels wieder zum Umbauen an. Dem Restaurant wurde ein Pétanque-Platz und eine Kegelbahn angegliedert. Dieser Präzisionssport wurde bei den Leuten immer beliebter. Und Kegeln oder «Bowling», wie man neudeutsch sagt, kam damals ebenfalls in Mode. Kurz: im Hallwyl ging es trendy zu und her. Neudeutsch gesagt.

In diesem Sinn und Geist sind viele Lenze ins Land gezogen. Und der Wandlungs- und Entwicklungs-prozess im «Restaurant Hallwyl» hat sich bis auf den heutigen Tag fortgesetzt. Allerdings ist es nicht bei der Bewirtung von Gästen geblieben: Das Fachpersonal gibt heute sein Wissen und Können an die Jugendlichen aus der Region Seetal weiter, indem es Lehrlinge zu tüchtigen Berufsleuten ausbildet.

Seit 2016
besteht das Restaurant Hallwyl Seengen
Restaurant_Hallwyl_Seengen_1900
1890
Restaurant_Hallwyl_Seengen_1945
1945
Restaurant_Hallwyl_Seengen_1977
1977
Restaurant_Hallwyl_Seengen_Aussenansicht
2015